Der Fall des Derg-Regimes: Ein Wendepunkt in der Geschichte Äthiopiens und Beginn einer Ära demokratischer Reformen

Der Fall des Derg-Regimes: Ein Wendepunkt in der Geschichte Äthiopiens und Beginn einer Ära demokratischer Reformen

Der Sturz des Derg-Regimes im Jahr 1991 markierte einen Wendepunkt in der Geschichte Äthiopiens. Nach 17 Jahren blutiger Unterdrückung durch eine Militärjunta, die für ihre menschenrechtlichen Verstöße und wirtschaftliche Misere berüchtigt war, öffnete sich ein Fenster der Hoffnung für eine demokratische Zukunft. Dieser Sturz, angeführt von einer Koalition rebellischer Gruppen unter dem Banner des Äthiopischen Volksdemokratischen Revolutionsfronts (EPRDF), beendete einen turbulenten Zeitraum, der durch Bürgerkrieg, Hungersnot und politische Instabilität geprägt war.

Der Weg zum Fall des Derg-Regimes war lang und beschwerlich. Die Wurzeln der Rebellion lagen tief in den sozialen und wirtschaftlichen Ungleichheiten, die Äthiopien seit seiner Unabhängigkeit im Jahr 1941 plagten. Das Fehlen demokratischer Strukturen und die autoritäre Herrschaft des Kaisers Haile Selassie führten zu Unzufriedenheit unter großen Teilen der Bevölkerung. 1974 ergriff eine Gruppe von Militäroffizieren die Macht in einem coup d’état und gründete das Derg-Regime, benannt nach dem Amharischen Wort für “Komitee”.

Die anfänglichen Hoffnungen auf einen Wandel wurden schnell enttäuscht. Unter der Führung von Mengistu Haile Mariam, der 1977 die absolute Kontrolle erlangte, entwickelte sich das Derg-Regime zu einer brutalen Diktatur. Das Regime unterdrückte jegliche Opposition, verhängte den Ausnahmezustand und führte eine grausame Kampagne zur “Roten Terror”-Kampagne durch, in der Zehntausende von Menschen getötet wurden.

Die wirtschaftliche Situation verschlechterte sich ebenfalls drastisch. Derg-Politik, geprägt von nationalisierung und zentraler Planung, scheiterten kläglich und führten zu einer Hyperinflation und einem dramatischen Rückgang der landwirtschaftlichen Produktion. Die Hungersnot in Äthiopien 1983-1985, die Millionen von Menschenleben forderte, war eine direkte Folge der katastrophalen Wirtschaftspolitik des Regimes.

Die wachsende Unzufriedenheit mit dem Derg-Regime führte schließlich zur Entstehung verschiedener rebellischer Gruppen. Im Norden kämpften tigrayische Rebellen unter der Führung des Tigrayischen Volksbefreiungsfronts (TPLF) gegen die Regierung, während im Süden und Westen verschiedene ethnische Gruppen wie die Oromo Liberation Front (OLF) und die Eritrean People’s Liberation Front (EPLF) ihre eigenen Unabhängigkeitsbewegungen starteten.

Im Laufe der 1980er Jahre gewannen die Rebellen an Terrain. Die EPRDF, ein Bündnis verschiedener rebellischer Gruppen unter Führung des TPLF, nutzte den wachsenden Druck auf das Derg-Regime und führte eine groß angelegte militärische Offensive durch. Die äthiopische Armee, geschwächt durch interne Konflikte und mangelnde Ressourcen, war nicht in der Lage, dem Vormarsch der Rebellen zu widerstehen.

Am 28. Mai 1991 kapitulierte das Derg-Regime schließlich. Mengistu Haile Mariam floh nach Simbabwe, wo er bis heute Asyl genießt. Der Sturz des Derg-Regimes eröffnete eine neue Ära in der Geschichte Äthiopiens:

  • Demokratisierung: Der EPRDF etablierte ein föderales Regierungssystem und führte demokratische Wahlen ein.
  • Wirtschaftliche Reformen: Das Regime leitete Marktöffnung und Privatisierung ein, die zu einem wirtschaftlichen Wachstum führten.
  • Friedensprozesse:

Der EPRDF schloss Friedensabkommen mit den verschiedenen rebellischen Gruppen ab.

Ereignis Jahr Beschreibung
Gründung des Derg 1974 Militärjunta übernimmt die Macht
Beginn des Roten Terrors 1977 Systematische Verfolgung und Ermordung von politischen Gegnern
Hungersnot in Äthiopien 1983-1985 Millionen von Menschen sterben an Hunger
Gründung der EPRDF 1988 Koalition rebellischer Gruppen bildet sich
  • Herausforderungen: Trotz der Fortschritte blieben Herausforderungen bestehen, darunter ethnische Spannungen, Korruption und Armut.

Der Sturz des Derg-Regimes war ein historischer Wendepunkt für Äthiopien. Er brachte die Hoffnung auf Demokratie und Wohlstand, jedoch war der Weg zur stabilen Gesellschaft langwierig und beschwerlich. Die Folgen dieses Ereignisses prägen Äthiopien bis heute und zeigen die Komplexität der politischen Transformation in einem afrikanischen Land.

Die Geschichte des Derg-Regimes ist eine mahnende Erinnerung an die Gefahren autoritärer Herrschaft und die Notwendigkeit demokratischer Institutionen, um Missbrauch von Macht zu verhindern.