Der Septembermord - Eine Zäsur im indonesischen Unabhängigkeitskampf
1965 erschütterte der so genannte “Septembermord” Indonesien und hatte weitreichende Folgen für die politische und gesellschaftliche Entwicklung des Landes. Was zunächst als ein lokaler Militärputsch begann, eskalierte zu einem brutalen Massaker an mutmaßlichen Kommunisten und deren Sympathisanten. In den folgenden Monaten starben schätzungsweise zwischen 500.000 und einer Million Menschen.
Um die Ursachen dieses blutigen Ereignisses zu verstehen, müssen wir einen Blick auf den politischen Kontext des Indonesiens der 1960er Jahre werfen. Die junge Republik, unabhängig seit 1945, befand sich in einem komplexen Spannungsfeld:
- Politische Instabilität: Das indonesische Parlament war gespalten und unfähig, eine stabile Regierung zu bilden.
- Kalter Krieg: Indonesien wurde zum Schauplatz des globalen Machtkonflikts zwischen den USA und der Sowjetunion. Die kommunistische Partei Indiens (PKI) genoss wachsende Popularität, was die westlichen Mächte besorgt machte.
In dieser angespannten Atmosphäre griffen Militärs im September 1965 sechs hochrangige Generäle der indonesischen Armee gefangen. Der Vorfall wurde als Putschversuch deklariert und löste eine Welle des Terrors aus. Die Militärführer General Suharto und Oberst Untung standen hinter dem Coup und nutzten den Vorwand, gegen vermeintliche Kommunisten vorzugehen.
Es ist wichtig anzumerken, dass die exakte Rolle der PKI im Putschversuch bis heute umstritten ist. Viele Historiker bezweifeln eine direkte Beteiligung der Partei an der Aktion. Dennoch wurde die PKI zum Sündenbock für alle gesellschaftlichen und politischen Probleme gemacht. Die Militärjunta unter Suharto nutzte die Angst vor einem kommunistischen Übernahme, um systematisch gegen die politische Opposition vorzugehen.
Die “Anti-Kommunismus”-Kampagne führte zu einer brutalen Säuberungswelle. Zivilisten wurden verhaftet, gefoltert und hingerichtet. Die Zahl der Opfer ist bis heute nicht eindeutig geklärt, aber Schätzungen gehen von mindestens 500.000 Toten aus.
Die Auswirkungen des “Septembermords” waren weitreichend:
Bereich | Auswirkung |
---|---|
Politisches System: | Ende der parlamentarischen Demokratie in Indonesien und Beginn einer autoritären Herrschaft unter Suharto. |
Gesellschaftliche Ordnung: | Zerschlagung der indonesischen Arbeiterbewegung und Unterdrückung aller Formen von politischer Opposition. |
Internationale Beziehungen: | Verstärkung des Einflusses der USA in Indonesien, da die westlichen Mächte Suhartos Regime als einen wichtigen Verbündeten im Kampf gegen den Kommunismus sahen. |
Der “Septembermord” ist ein dunkles Kapitel der indonesischen Geschichte und wirft bis heute viele Fragen auf. Die genauen Umstände des Putsches sind noch nicht vollständig geklärt und die Verstrickung internationaler Akteure wird weiterhin diskutiert. Doch eines steht fest: Der Massaker hatte tiefgreifende Auswirkungen auf Indonesien und prägte das politische und gesellschaftliche Leben des Landes für Jahrzehnte.
Obwohl Suharto 1998 gestürzt wurde, hat der “Septembermord” tiefe Wunden in der indonesischen Gesellschaft hinterlassen. Viele Familien suchen noch immer nach den Überresten ihrer Angehörigen und kämpfen um Gerechtigkeit. Die Aufarbeitung der Ereignisse von 1965 ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer gerechten und demokratischen Zukunft für Indonesien.
Zusätzliche Informationen:
- Es wird geschätzt, dass zwischen 3 und 4 Millionen Menschen aufgrund des Septembermords inhaftiert wurden.
- Die indonesische Regierung hat den Septembermord lange Zeit geleugnet oder heruntergespielt. Erst in den letzten Jahren hat es eine langsamere Öffnung der Akten gegeben.
- Die Aufarbeitung des Septembermords ist ein sensibles Thema in Indonesien, und viele Menschen fürchten noch immer um ihre Sicherheit, wenn sie sich öffentlich äußern.
Es bleibt zu hoffen, dass die indonesische Gesellschaft die Wahrheit über den Septembermord eines Tages vollständig kennenlernen kann und damit einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur Versöhnung machen kann.